Montag, 10. März 2008

Beschreibung Promotionsvorhaben

Im Rahmen meiner praktischen Tätigkeit, als studentischer Mitarbeiter in einer auf deutsches und englisches Gesellschaftsrecht spezialisierten Kanzlei in Berlin, beschäftigte ich mich intensiv mit der Kapitalaufbringung und Kapitalerhaltung der englischen private company limited by shares insbesondere auch im Vergleich zu der deutschen Gesellschaft mbH.
Der seit den bahnbrechenden Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofes (Centros, Überseering, Inspire Art) entflammte "Wettbewerb der Rechtsordnungen" hat zu einem bemerkenswerten Umdenken geführt: Die deutsche GmbH soll international wettbewerbsfähig sein und der Gesetzgeber plant mit einer Vielzahl von Reformen die Attraktivität der GmbH wieder zu steigern.
Hierbei soll im Rahmen der Kapitalerhaltung insbesondere die bestehende Komplexität des Eigenkapitalersatzrechtes eine deutliche Deregulierung erfahren. Aus Sicht des mittelständischen GmbH-Geschäftsführers, der bei dem Reformvorhaben im Fokus des Gesetzgebers steht, ist das Kapitalersatzrecht kaum noch zu durchblicken und eine Ausrichtung hieran in der Praxis schwerlich möglich.

Das deutsche Kapitalersatzrecht "füllt mittlerweile ganze Bibliotheken" und steht seit Beginn an im Spannungsfeld zwischen Rechtsprechung und Literatur. Anders als im Rahmen der Novelle von 1980, wird sich der Gesetzgeber mit den geplanten Änderungen aber diesmal voraussichtlich durchsetzen können. Meine Dissertation stellt die neuen Regelungen zunächst im Einzelnen vor, analysiert die Unterschiede zur noch geltenden Rechtslage und zeigt Konsequenzen für Wirtschaft und Beratungspraxis auf. Es werden die Ziele des Gesetzgebers und ihre praktische Umsetzung durch das MoMiG untersucht, insbesondere die Ausswirkungen auf den Schutz außen stehender Gläubiger und die dogmatischen Grundlagen der neuen insolvenzrechtlichen Lösung. Hierbei werden die Probleme der neuen Gesetzesfassung erörtert und alternative Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt bzw. Formulierungsvorschläge unterbreitet.

Die Stellung der deutschen GmbH im Wettbewerb der Rechtsordnungen wird unter Berücksichtung der neuen Regelungen der Gesellschafterfremdfinanzierung ebenfalls auf ihre Konkurrenzfähigkeit hin untersucht. Es handelt sich nicht um eine rechtsvergleichende Dissertation im engeren Sinne, dennoch werden auch Lösungen der aufgezeigten Probleme in anderen Mitgliedstaaten untersucht. Ebenso werden Fragen der Anwendbarkeit deutscher insolvenzrechtlicher Gläubigerschutzinstrumente auf Auslandsgesellschaften beantwortet, insbesondere aus dem Blickwinkel der Europäischen Niederlassungsfreiheit und unter Berücksichtigung des neuen Beschränkungsbegriffes. Auch der in der Vergangenheit merklich zugenommene Trend zum "Forum Shopping" zu den englischen Insolvenzgerichten wird kritisch beleuchtet und die verbleibenden Möglichkeiten hierzu nach Inkrafttreten des MoMiG analysiert. Hierbei wird die besondere Rolle der Auslegung der EuInsVO ebenso berücksichtigt, wie die - bislang - ungeklärten prozessualen Zuständigkeitsfragen von Annexverfahren.

Am Ende wird sich zeigen, ob die GmbH als "Kulturleistung ersten Ranges", durch das MoMiG auf den Wettbewerb der nächsten Jahre hinreichend vorbereitet wird.

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